Erwachsener „Kleinwagen“

Der VW Polo Highline TSI (115 PS) kriegt eine Überarbeitung und kommt nur noch als Viertürer. Wie erwachsen ist er geworden?

Der Corsa hat es getan, der Fiesta auch und nun der Polo. Den Sprung über die vier Meter Aussenlänge-Grenze. Früher war dies der Punkt zwischen Klein- und Kompakt-Klasse. Der neue Polo wächst um 81 mm auf 4.05 Meter und der Radstand konnte sogar um 94 mm wachsen, was den hinteren Passagieren mehr Luft verschafft. Somit wird der Abstand grösser zum VW Up. Hier fehlt ein richtiger Kleinwagen dazwischen – mal schauen, ob die Deutschen die Lücke noch füllen.

Auf sich wirken lassen

Der Vorgänger-Polo war ja schon gut verarbeitet, und diese Tradition führt der Neue natürlich weiter. Sehr gut fühlt sich das aufgeschäumte Armaturenbrett an. Die Schalter rasten alle gut und ohne Spiel ein. Farbe kommt über die Zierelemente im Cockpit, die in acht verschiedenen Varianten erhältlich sind. Die analogen Anzeigen lassen sich sehr gut ablesen. Sie können nun ebenfalls in digitaler Ausführung bestellt werden, was noch mehr Einstellmöglichkeiten ergibt als in anderen VW-Modellen. Zum Glück kamen auch die beiden Drehknöpfe für das Infotainment zurück. Diese erleichtern die Bedienung ungemein, denn die Touchflächen für die Lautstärken aus Golf und Co brauchen mehr Konzentration. Mehr Konzentration brauchen die viele Knöpfe auf dem Lenkrad. Ganz erwachsen sind die Sitze. Man glaubt es kaum, dass man in einem Kleinwagen sitzt. Nach einer längeren Fahrt steigt man total entspannt aus, fast wie in der Luxusklasse. Hinten sitzt man nicht ganz so luxuriös, aber man hat genug Platz, um nicht an Klaustrophobie zu erkranken.

Die Strasse unter die Räder nehmen

Wieder einmal ganz klassisch den Schlüssel einstecken und drehen. Der 1-Liter meldet sich mit seinen drei Töpfen zum Dienst. Im Stand muss sehr genau hingehört werden, um den unrunden Lauf zu vernehmen. Beim Gasgeben muss der Benziner nur kurz Luft holen und schiebt den Polo ordentlich vorwärts. Hier hört man den Motor bei voller Leistungsabfrage. Um in Verkehrsfluss mitzuhalten, fehlt es nicht an Leistung, dies spürt man jedoch bei Bergfahrten oder schnelle Kurvenfahrten. Ganz erwachsen wie im Golf umkreist der Deutsche die Radien neutral ohne hektisch zu werden. Die Sparte Komfort beherrscht der VW ebenfalls, und man unternimmt mit ihm gerne längere Fahrten. Auf der Autobahn unterstützt der Polo den Fahrer wo er nur kann. Er fährt dem Vordermann nach, hält zuverlässig den Abstand und lenkt auch aktiv mit. Der VW überwacht zudem den toten Winkel, damit man beim Spurwechsel nicht noch jemanden übersieht. Wieder zurück an der Tankstelle zaubert der Polo ein Lächeln in das Gesicht seines Besitzers. Im Test flossen 5.4 Liter Benzin durch die drei Töpfe.

Höhere Preise

Den VW Polo bekommt man ab Fr. 14‘990.-. Als Antrieb steht dann der 1-Liter-Benziner mit 65 PS zur Verfügung. Einen 1.6-Liter-Diesel mit 80 PS gibt es ab Fr. 23‘100.-. Für einen erwachsenen Kleinwagen mit voller Ausstattung kratzt dann allerdings der Preis die 30‘000er-Grenze.

Positiv (+)

Einfach Bedienung Infotainment

Gute Abstimmung des Fahrwerks

Gute Verarbeitung der Materialien

Negativ (-)

Viele Knöpfe auf dem Lenkrad

Basispreis nur Lockvogel-Angebot

Geschrieben am 23.09.2018 von Patrick Schärli