Verlassen des Öls

Der Nissan Leaf wurde von Grund auf als Elektroauto konzipiert. Wie er sich im Alltag schlägt, soll der Test zeigen.

Viele Konkurrenten bauen in ein Serienauto, das sonst einen Benzin- oder Diesel-Motor trägt, die Elektroeinheit ein. Anders bei Nissan: Sie bauten den Leaf (englisch: verlassen) um die Elektroeinheit herum auf. Das ergibt eine bessere Verteilung der Batterien und des Temperaturmanagments. Bei vielen anderen Hybridlösungen sitzen nämlich hinten neben den Passagieren störende Entlüftungsschlitze. Hinzu kommt, dass die Batterie meist unter dem Kofferraum untergebracht wird und  dieser somit auf Kleinwagen-Niveau sinkt. Beim Leaf liess sich das auch nicht ganz verhindern. Es konnte jedoch  eine tiefe Mulde geschaffen werden, die Harassen schlucken kann. Für Gröberes lässt sich die Rückbank (1/3 zu 2/3) umklappen. Allerdings muss man beim Packen zu zweit sein, damit die Ladung beim Hineinschieben nicht in die Mulde fällt, die bestehen bleibt.

Nun aber zur Grundaufgabe des Leaf: Fahren. Vorher muss jedoch die Batterie aufgeladen werden. Hierfür steckt man den Stecker in die Nase des Nissan. Das andere Ende wird zur Haushaltsteckdose geführt. Da eine 10 Ampere-Sicherung hinter dieser Dose steckt, saugt der Japaner nur 8 Ampere. Bei leerer Batterie braucht der Leaf 16 Stunden, um sie voll zu kriegen, was eine Ewigkeit bedeutet. Besser, es wird ein Extra-Anschluss installiert, der 16 Ampere zulässt und somit den Japaner in 8 Stunden lädt. Optional steht eine 400-Volt Steckdose im Angebot, die ganze 32 Ampere zu speist und den Leaf in einer halben Stunde zu 80 % mit Strom füllt. Jedoch zeigte ein Test der Zeitschrift Auto Motor und Sport, dass die 80 % erst nach einer Stunde erreicht werden. In der eigenen Garage kostet eine Ladung im Nachtstrom Fr. 3.75 mit der im Test eine maximale Reichweite von 110 km erreicht wurde. Natürlich kann der Aktionsradius mit Abstellen von Klima, Radio etc. und dem Vermeiden von Autobahnen vergrössert werden, aber ein bisschen Komfort soll man sich ja gönnen.

Hineinsetzen und losfahren

In den vorderen Rängen sitzt man bequem und das Interieur wirkt auf den ersten Eindruck wie in jedem anderen Auto. Nur der Automatikwählhebel mit seiner runden Form zeigt sich futuristisch. Der Innenraum zeigt sich edel mit dem Velours-Bezug an  Türen und Sitzen. Was man auch ein Stück weit verlangen darf, bei einem Basispreis von Fr. 49‘950.-. Jedoch stellt sich die Frage: Will man bei einer so kleiner Reichweite, einen so hohen Preis bezahlen? Als Erstauto kommt er für die meisten nicht in Frage und als Zweitauto kostet der Leaf zu viel. Entweder der Nissan wird ausschliesslich in der Umgebung gebraucht, oder man ist vom Konzept überzeugt. Im Japaner fehlt es zumindest an nichts. Es gibt genug Platz für vier Personen, Klimaanlage, Radio mit USB-Anschluss, Bluetooth für das Freisprechen mit dem Natel und Navi. Letzteres kooperiert perfekt mit dem Leaf. Zum einen zeigt es den Aktionsradius der Batterie auf der Karte an und am Ende der Batterie-Leistung fragt das Navi, ob es den Fahrer zur nächsten öffentlichen Ladestation lotsen soll.

Ein Tritt auf das Gas-, pardon Elektropedal und der Japaner zieht wie ein Grosser los. Ohne Bedenksekunde steht man ruck zuck an der nächsten Ladestation. Die Sportlichkeit steht dem Leaf nur, wenn es geradeaus geht, denn sein komfortabel abgestimmtes Fahrwerk lässt ihn in Kurven aufschaukeln. Nun aber nach Hause und von der Wohnung aus dem Ladeverlauf per Smartphone überwachen.

Positiv (+)

Sehr gute Beschleunigung

Sehr leiser Antrieb

Auf der Strasse kein CO2-Ausstoss

Negativ (-)

Lange Ladezeit

Geringe Reichweite

Geschrieben am 04.04.2012 von Patrick Schärli