Stinger – einfach Spitze?

Der Kia Stinger GT kommt als Speerspitze der Marke. Er soll nun endlich die Emotionen wecken, kriegt er dies auch hin?

Kia kam 1993 nach Europa, setzte sich erst mal mit guten und günstigen Autos durch. Sie zeichneten sich immer mehr durch Qualität aus. Aus Überzeugung bieten die Koreaner mittlerweile sieben Jahre Garantie auf ihre Modelle. Mit dem Zuzug von Audi-Designer Peter Schreyer bekamen die Kia-Modelle mehr Schliff. Was noch fehlte war etwas Sportliches, das die Emotionen weckt. Hier steht nun der Kia Stinger, der schon im Stand schnell aussieht und jede Menge Blicke auf sich zieht. Damit sind schon viele Besucher bei den Kia-Häusern gesichert.

Auf sich wirken lassen

Die aggressive Front, die lange Haube und das Coupé-Dach machen schon mal Lust auf mehr. Warum warten? Los einsteigen! Auf bequemen Sitzen nimmt man Platz, die sich erst mal mehr nach Langstrecke als nach Sportlichkeit anfühlen. Die Seitenwangen lassen sich aufblasen und bieten jeder Postur Seitenhalt. Ganz Nobel fährt der Sitz nach vorne und das elektrisch einstellbare Lenkrad in Position. Etwas enttäuscht ist man über die Schlichtheit des Cockpits. Nichts Neues oder Aussergewöhnliches, dafür einfach und gängig zu bedienen, wie die anderen Modelle aus demselben Konzern. Was doch auffällt und den Stinger von seinen Brüdern abhebt, sind die Materialien und die Verarbeitung. Damit kann er sehr gut mit der deutschen Premium-Klasse mithalten. Zu viert reist man gut im Kia mit, wenn hinten nicht ein zu gross Gewachsener sitzt, denn das Haupt kommt dann schnell an die Dachkante.

Und los

Jetzt aber, lass uns etwas Spass haben. Noch mehr als bei den Kia-Modellen bis anhin. Im Stinger arbeitet ein 3.3-Turbo-Benziner mit 366 PS. Schon diese Zahlen sind ein Wahnsinn für die Koreaner. Laut Papier beschleunigt er in 4.9 Sekunden auf 100 km/h und Schluss soll bei 270 km/h sein. Beim Tritt auf das Gaspedal lassen diese Werten keinen Zweifel aufkommen. Aber alles der Reihe nach! Im Stand fehlt dem Kia etwas an sportlichem, dreckigem Unterton beim Auspuff. Ein Zug am Wählhebel, und der Benziner hängt sofort am Vortrieb. Die ersten Kurven kommen und er macht schon auf den Geraden Lust auf mehr. Um die Biegungen zieht der Stinger stoisch den Radius und am Rand der Haftung drängt das angetriebene Heck. Oh was für ein Spass! Man wird richtig süchtig. Klar es gibt bessere Sportwagen, aber die können nicht so glänzen auf Langstrecken wie der Kia. So ein richtiger GT. Auf der Autobahn spielt er voll die Karten aus, trotz harter Federung kann er mit seinem langem Radstand relativ ruhig dahin gleiten. Die Assistenten helfen da auch kräftig mit. Neben dem toten Winkel überwachen, hält der Kia die Spur und folgt dem Vordermann bis zum Stillstand. Dies funktioniert sehr gut, nur der Spurhalter greift etwas zu harsch ein, dass er sogar Gefahr läuft abgeschaltet zu werden.

Preise ohne Zweifel

Dies haben wir sehr schnell durch. Es gibt nur den Benziner mit Automat und eine Ausstattungslinie. Das Einzige, was den Preis von Fr. 60‘300.- höher ausfallen lässt, ist eine Metallic-Lackierung für Fr. 950.-.

Positiv (+)

Sportlich zu fahren

Langstrecken tauglich

Einfache Bedienung

Negativ (-)

Knappe Kopffreiheit hinten

Spurhalter reagiert harsch

Geschrieben am 27.12.2018 von Patrick Schärli